Ähnlich schwer wie das Entziffern
dieser beiden Wörter fällt dem handelsüblichen Deutschen oft (aber nicht immer)
die Entscheidung, welche der beiden möglichen Handlungen tatsächlich
stattfinden soll. Denn ob er sich nun mit auf den Cent genau kalkulierten
Sicherheitsproduktionen der Öffentlichen oder mit bildungsverstümmelnden
Auswüchsen der privaten beschäftigt, er ist der marodierenden Ideenarmut der
deutschen Fernsehlandschaft ausgesetzt – zumindest erweckt es den ANSCHEIN.
In vielen Fällen würde der
Großteil der Zuschauer jetzt zustimmen und sich über die mangelnde Auswahl, die
schlechte Qualität und die magere Abwechslung ärgern. Wenige Minuten später
würde das Feuilleton das Blut riechen und mit LEICHT zugespitzt formulierten
Kritiken ein bisschen nachtreten. Das ist in etwa genauso fair, wie einen
Zehnjährigen zu ohrfeigen, weil sein Ölgemälde nicht an gefragte Kunstfälscher
herankommt.
Richtig unangenehm wird diese
Frage aber, wenn man den anspruchstechnischen Direktvergleich zwischen Privaten
und Öffentlichen auch tatsächlich wagt. Äpfel mit Birnen zu vergleichen ist in
diesem Fall nicht angebracht, vielmehr handelt es sich um einen Schlagabtausch
zwischen Sonneneruption und Streichholz. Selbstverständlich ist es eine Qual
für den mehr oder minder gebildeten Geist, sich den tragikomischen Produktionen
der beiden großen Sendeanstalten auszusetzen. Andererseits vergisst der
überkritische Zuschauer auch gern, dass es nicht "Die ARD“ und „Das ZDF“
gibt.
In der Tat wäre es das, doch eben
deswegen sollte sich der interessierte Zuschauer vielleicht genau an dieser
Stelle etwas mehr Mühe geben. Sogar wenn man streng ist (und HEILIGE LANZE, das
IST das deutsche Fernsehpublikum, STRENG aber oftmals nicht KLUG), kann man auf
ZDFinfo, ZDFneo und insbesondere den letzten Bastionen der Hoffnung wie 3Sat,
arte und phönix kaum Werke finden, deren Niveau unter der Zimmertemperatur
darben muss. Wohlgemerkt sprechen wir hier nicht über Nachrichten, die sind ein
ganz anderes Thema.
Deshalb wäre es mehr als
anmaßend, diese Produktionen mit den Trivialtäten zu vergleichen, die uns die
Privaten bis zur Grenze der Körperverletzung antun. Doch bevor wir damit
beginnen, die Schuld für den sinkenden Anspruch bei den SENDERN zu suchen,
sollte man sein Augenmerk auf diejenigen richten, die RTL und Konsorten erst zu
grausigen Shows ZWINGEN, weil sie GESEHEN werden wollen.
Ob alberne Kuppelshows, in denen
sich 20 Damen um einen eher wenig begehrenswerten Mann streiten, ob
Dreckfressen und Übernachten im Urwald oder gar das Nachmittagsprogramm mit „Dokutainment“-Versuchen,
deren zerstörerische Kraft selbst das kräftigste Gehirn lahmlegen kann:
Die Fernsehgewohnheit des
Deutschen teilt sich ein großes Problem mit zuckerhaltigen
Erfrischungsgetränken. Pumpt er sich zehn Jahre lang „Super Oranginella
Spritzikus“ in den Magen, welches zu 99% aus Zucker besteht, setzt eine Form der
Gewöhnung ein, die die Nachteile dieses Konsumverhaltens einfach ignoriert. Die
Sucht gewinnt gegen den Tee oder das Wasser. Gleiches gilt für die
Entscheidung, welches Fernsehstück man sich nach oder vor dem Feierabend zu
Gemüte führt.
Hier setzt nun der Teufelskreis
ein, der die Fernsehlandschaft am Leben hält. Der grimmige Zuschauer schaltet
laut eigener Aussage „beste Unterhaltung“ ein, bei der er „nicht nachdenken“
muss. Das sorgt dann bei den privaten für gute Quoten, welche wiederum exzellente
Werbeplätze generieren. Das ermöglicht dann natürlich auch den Einkauf
ausländischer Produktionen, die aus vielerlei Gründen teils berechtigten, teils
unberechtigten Erfolg genießen. Wenn der Konsument mit dem Abendessen fertig
ist und vielleicht einige Hirnzellen wieder zugeschaltet wurden, BLEIBT er bei
den Privaten um sich Arztserien und dramaturgische „Gassenfeger“ reinzuziehen.
Da sich dieses Trauerspiel
unentwegt fortsetzt, scheuen die Öffentlichen das Risiko und bedienen
hauptsächlich DEN Teilt der Bevölkerung, der sich weder für ACTION, noch für
EFFEKTE und schon gar nicht für „MODERNEN QUATSCH“ interessiert. Die Ergebnisse
können täglich bestaunt werden: Nonnenserien, Krankenhausserien der Magerstufe
II und Fernsehfilme, die sowohl die Schmerzgrenze als auch die Grenze des guten
Geschmacks auf eine knallharte Probe stellen. Tatort und die Sendung mit der
Maus sind relativ konkurrenzlos, gleiches galt jahrzehntelang für WETTEN DAS.
Nichtsdestotrotz muss man sich die Frage stellen, ob es sein muss, dass
Der handelsübliche und
herkömmliche Student, Schüler oder Jungunternehmer weiß sich ob dieser
Situation selbst zu helfen. Ganz nach dem Motto, „gekauft wird, was gefällt“
versorgen sich die Menschen mit DVDs aus Übersee, besorgen sich ihre
Nachrichten im Internet und pfeifen auf das Angebot der TV-Landschaft.
Einerseits ist das eine Abwanderung in die Selbstbestimmung, ein Gegenmodell
zum allabendlichen Klassiker „Es LÄUFT eben nichts Besseres.“ Andererseits
schadet auch dieses Verhalten dem Versuch der Sender, es dem Zuschauer recht zu
machen.
Das Hauptproblem kann eine kleine
Eigenschaft sein, die bei so gut wie jedem Thema grundsätzlich etwas zu ändern
vermag, oft auch zu unerwartetem Erfolg führt. Es handelt sich dabei um
Dass Bildungsauftrag und
Unterhaltung sind nicht ausschließen, wurde durch die weiter oben genannten
Spartensender bereits ausreichend bewiesen. Wie wäre es aber, wenn die anderen
sich ein Herz fassen würden und nachziehen? Die Öffentlichen haben Angst vor zu
wenig Bildung, die Privaten vor zu viel. Beides zusammen steht für die Feigheit
der deutschen Medienlandschaft, Dinge einfach ins Blaue zu wagen. Neue Formate,
experimentelle Sendungen, alte Dinge neu angestrichen – all das kann Erfolg
bringen, denn
Und Qualität ist alles. Wenn sie
vernachlässigt wird – und dieser Trend ist ziemlich absehbar – endet die
Vielfalt und die Güteklasse des deutschen Fernsehprogramms unweigerlich als
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