Ach herrje, sind wir schon wieder am tiefsten Tiefpunkt angelangt, wo es nur drei relevante Lebewesen gibt: Grottenolme, ergraute Eremiten mit Silberbart und Misanthropie sowie panische Mutanten, die dem giftigen Griff des Zeitgeistes anheimgefallen sind. Schlimm, nicht wahr?
Sagst du das auch dann noch, wenn
die Japaner dich finden? Ich werde sie nicht aufhalten, die sind nämlich
deutlich vermögender als ich, mein glatter Esoterikfreund. Nein, es ist wirklich
kräftezehrend, das zu beobachten, was mittlerweile als allumfassende Wahrheit
akzeptiert wird, weil es Wirtschaft, Mode und Zeitgeist diktieren:
Und zwar immer. Um jeden Preis.
Bitte über Leichen. Und sowieso: IMMER der BESTE sein, sonst hat man „im Leben
nichts erreicht“. Die althergebrachte Philosophie der ergebnisorientierten
Leistungsgesellschaft besagt ja, dass das Hochgeschwindigkeitsfahrzeug „Bürger“
auch ohne Benzin fahren muss, wenn es die Straße verlangt. Im Klartext heißt
das, dass auch der olle Praktikant gefälligst für null komm nullundnullig
Eurocent doch bitte die gleiche Leistung erbringen soll, wie ein
Schwerstarbeiter. Nur eben ohne Geld. Und ohne Kilokalorien, denn WER NICHT
LEISTET, DER SOLL AUCH NICHT ESSEN, oder?
Es spielt mittlerweile keine
Rolle mehr, „was man werden will“. Das ist ein veraltetes Konzept von
trübsinnigen alternativen Kiffern, die ständig nur gesellschaftsverneinende
Prosa und irre Ideen vorbringen wie „Einklang mit der Natur“, „Entschleunigung“
oder „Geld und Ansehen ist nicht alles.“ Selbstverständlich sind das TOTAL
VERRÜCKTE, die doch den SCHUSS nicht gehört haben. Denn sowas wie „BURNOUT“,
Depressionen oder der kaltblütige Mord an Kollegen, Kommilitonen und
Mitschülern sind doch alles nur trotzige Ergebnisse einer zu bequemen
Persönlichkeit.
Um die lahmarschige Gesellschaft
also mal AUF ZACK zu bringen, sollte man dort anfangen, wo die faulen Säcke
schon mit dem Zu-Langsam-Sein anfangen – IN DER SCHULE. Folgende Notenreform
wäre hierfür mehr als angemessen und obendrein marktorientiert:
Fällt Ihnen auf, dass es die EINS
und die ZWEI nicht mehr gibt? Das ist einfach zu erklären: Die gibt es in
Industrie und Dienstleistungssektoren auch nicht. Man KANN maximal „geht so“
sein. Vor allem, wenn man für seine Arbeit auch noch GELD haben möchte.
Die Ellenbogenhaltung der Schule,
der Jobs und des generellen Zustandes der Gegenwart schwappt leider auch in
andere Kategorien über. So kann man beispielsweise nur noch PC- oder
Konsolenspiele spielen, die OFFLINE spielbar sind. Denn sobald man es WAGT, sich zu „echten Profis“ ins Netz zu gesellen,
hagelt es „Kritik“. „EY NOOB, LOWBOB, LEARN 2 PLAY.“ Ja, das Spiel ist keine
Freizeitbeschäftigung mehr, es ist ebenso Wettbewerb und Leistungssport
geworden wie alles andere auch.
Wer hat den schönsten Körper, das
schnellste Auto, den heißesten Partner, den allerbesten Job, die besten
Möglichkeiten, das snobbigste Projekt im Prenzlauer Berg? Wer hat sein eigenes
Start-Up, wer macht Karriere, wer hat sich Soft Skills angeeignet, wer kennt
alles und jeden?
Das ist die Frage der Fragen, auf
die es keine Antwort gibt. Denn in all ihrer Beschränktheit erkennt die brav
agierende Drohne nicht, dass es keinen Sieger geben soll. Und ihn nicht geben
DARF. Denn wer am ZIEL ist, der konsumiert vielleicht weniger. Der ewige
Wettbewerb dient einer Handvoll gerissener Penner, die sich am ewigen
Leistenvergleich des bürgerlichen Recken dumm und dümmer verdienen, weil sich
diese gegenseitig mit Netz, Dreizack und Franziska (nicht die Franziska, die DU
kennst. Eine Waffe der Franken) so sehr aufs Maul hauen, dass sie nicht merken,
dass es nur darum geht, an ihr Geld zu kommen.
Sich von diesem Mist frei zu
machen, das „im Leben etwas erreichen“ selbst bestimmen, sich nicht davon
abhängig machen, wie die anderen im Ameisenbau agieren, kann eine Befreiung
sein, die man vielleicht für Fantasie gehalten hat, bevor man es selbst
ausprobiert. Also wäre es vielleicht einen Versuch Wert, auf die ständige
gegenseitige Bewertung und dem Nacheifern von bescheuertem Leistungswettbewerb
zu verzichten. Man kann auch überleben, OHNE
Zu sein. Es kann so viel
erfüllender zu sein, keine 7.500 € mit nach Hause zu nehmen, und stattdessen
mehr Augenmerk auf DAS zu legen, was man mag. Dann braucht man plötzlich keine
7.500 € mehr. Und das ist ein Versprechen. Lediglich so leistungsorientiert wie
!!! TAUBENKOT !!! (aus 100%
fairem Anbau ohne Praktikanten)
Da bleibt mir eigentlich kaum noch etwas zum Hinzufügen. So locker und lässig kann man den vermeintlichen "Wettbewerb" auf den Punkt bringen. "Resistance is futile", es sei denn wir petitieren gegen die Schulpflicht sowie auch gegen die Erziehung von Fremdlingen im Allgemeinen.
AntwortenLöschenMein sehr verehrter Herr Glas,
AntwortenLöschenund genau da liegt der Hammel begraben. "Resistance is futile" fasst es sogar in meinen Augen NOCH kürzer und NOCH prägnanter zusammen. Klar kommen jetzt wieder die Hansel aus der Industrie und unsere geschätzten Freunde der Betriebswirtschaft angedackelt, und werden sogleich erklären wie "unerlässlich elementar" der Umgang und der Wettbewerb mit den knappen Gütern doch ist. Es sei ihnen verziehen - jeder ist mal dauerbetrunken. Thx a lot!
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenPsst: Du bist mit deinem Post bei mir soeben zum “Top-5-Poster”-Award nominiert worden. Ich tue das ungern, aber er (der Post) war es wert.
AntwortenLöschenhttp://www.blog.adelhaid.de/2014/08/kc-r-63-in-31.html