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[JOBKULTUR I] Der Kindergarten – nicht ohne mein Diplom!

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Üblicherweise ist es ja in unserer geschätzten Gegenwart der Fall, dass man einen BERUF und den Karriereweg bis zum Erreichen der angestrebten Laufbahn mit ein bisschen GEWÜRZEN aufpeppt. Schließlich gab es ja auch mal deutlich LANGWEILIGERE Zeiten, in denen ein Jungspund schlicht die Straße runter ging, den Schreiner gefragt hat, ob er LEHRLING werden darf und genau dies dann auch durchzog. SOWAS wäre aber für unser Jahrtausend VIEL, VIEL, VIEL, VIEL zu einfach.

Denn die BEWERBUNGSKULTUR schlich sich als widerwärtiger Virus in den Kreislauf der Menschheit ein und verseucht seitdem jede Institution, die man Zeit seines Lebens durchlaufen kann. Das beginnt schon bei der Geburt! Allerdings bekommt man hier, sozusagen als STARTERPAKET, noch einen BONUS eingeräumt, der einen auf die astronomisch hohen Anforderungen der zukünftigen Bewerbungen und Aufnahmeverfahren VORBEREITEN soll. Um auf die WELT KOMMEN ZU DÜRFEN braucht man laut Geschäftsführung (sprich: der Hebamme) MINDESTENS neun Monate Erfahrung als heranwachsendes Etwas im Uterus. Die meisten Neugeborenen können DIESE BERUFSERFAHRUNG auch tatsächlich vorweisen. Manche aber auch NICHT. Mit weniger als neun Monaten Erfahrung muss man alternativ mindestens ein mehrwöchiges Praktikum als Eizelle aufweisen können, wahlweise auch ein freiwilliges Spermien-Jahr.


Da ist was dran, trotzdem kann man von Glück sagen, wenn man ohne weitere Bildungsnachweise aus dem Mutterleib entlassen werden kann. Nach einem möglichen Kurzurlaub von circa ein bis drei Jahren kommt auch schon die nächste karrieretechnische Herausforderung. DER KINDERGARTEN! Zunächst ist es grundsätzlich schwierig, bei solch renommierten Häusern einen Fuß in die Tür zu bekommen, denn oft geht ohne mindestens 5 Jahre Erfahrung als Kindergartenkind NICHTS. Um seine beruflichen Chancen hier aktiv zu verbessern ist es ratsam, älteren Kindergartenkindern zum Beispiel beim Tagesgeschäft unter die Arme zu greifen und die betrieblichen Abläufe zu verinnerlichen. So kann bereits ein ZWEIJÄHRIGER bei einem VIERJÄHRIGEN vieles abkucken und lernen, was ihm sonst verwehrt bleiben würde: Wann geweint wird, wann man in die Hosen macht, zu welchen Zeiten man einem anderen Kind die Sandkastenschaufel entwendet und VIELES mehr.

Der durchschnittliche Personaler wünscht sich ja auch oft klassische Tugenden, die jeden wertvollen Mitarbeiter neben seinen fachlichen Qualifikationen besonders auszeichnen:



Und das alles schon im Vorschulalter! Klasse. Jetzt wird es allerdings BLUTERNST, denn bei der EINSCHULUNG versteht das Establishment KEINEN SPASS MEHR. Soso, Sie wollen also in die Grundschule? Neben kleinen Selbstverständlichkeiten wie dem bereits vor Jahren erlernten SCHREIBEN UND RECHNEN sollte sich ein durchschnittlicher Sechsjähriger auch durch eine tiefenwirksame Allgemeinbildung auszeichnen können. Denn die erste Klasse ist schon ein HARTES Pflaster. Und schließlich folgt dann UNAUSWEICHLICH die EMPFEHLUNG. Selbstverständlich ist jedes Kind gleichermaßen smart und intelligent, daher MUSS es aufs Gymnasium.



Um den EINLASS in eine weiterführende Schule gewährt zu bekommen sollte der Zehnjährigen jetzt MINDESTENS drei Fremdsprachen beherrschen, bei den Streitkräften eine Offizierslaufbahn mit zahlreichen Auszeichnungen und Ehrung durchlaufen haben sowie einen oder mehrere Nobelpreise vorweisen können. Damit aber nicht genug, denn die Teenagerjahre sind bekanntermaßen nur für EINES da: Um den EINLASS in eine „renommierte Hochschule“ zu bewerkstelligen. Und JETZT wird’s richtig schwierig. Denn wer den Weg des Bachelors (oder seinen Freunden MASTER und DOKTOR) gehen möchte, der muss schon RICHTIG KNALLIG was auf dem Kerbholz haben. Eine Astronautentätigkeit oder die Regierungsmitgliedschaft einer kleineren Industrienation wären hierbei angebracht. Gerne auch ein Mittel gegen HIV, obwohl das eher den Kleinigkeiten zugeordnet werden kann. Wenn die Eltern bis JETZT alles richtig gemacht haben, kommt genau DER Einzelkämpfer dabei raus, den Industrie und Wirtschaft sich wünschen:

Ein sozialgestörter Ellenbogenkrieger ohne Rückgrat, der nur dann agieren kann wenn er Befehle bekommt, zu wenig Mut für eigene Ideen hat und bequem verformbar ist. Hobbys und Freunde Fehlanzeige, denn es wurde ja seit 22 Jahren nur gelernt. Und JETZT, ENDLICH, NACH ALL DEN JAHREN, ist unser Schützling BEREIT für diesen EINEN Traumjob welcher die GESTIRNE ERBEBEN LÄSST, die DEFINITION DES ERFOLGES, der THRON des AUFSTIEGES, DIE KARRIEREBOMBE:



Irgendwie hat sich unser Schützling das aber DOCH ANDERS vorgestellt. Aber Schwamm drüber, man kann ja immer noch ein Praktikum dahinter packen. Zum Beispiel bei der Stadtreinigung! Die haben zwar auch hohe Anforderungen, aber diese sind auch BITTER notwendig bei der professionellen Entfernung von

!!! TAUBENKOT !!!

2 Kommentare:

  1. Was bleibt ist ein Name und eine Staatsangehörigkeit, beides gibt es zwangsgebunden sogar gratis, fast unmittelbar nach und manchmal sogar vor der tatsächlichen Geburt.
    Ungern verlinke ich mal die Sache mit den Namen:
    http://www.blog.adelhaid.de/2013/01/no-name.html
    Der dortige Teddy ist mein Desktop-Hintergrund :D

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  2. Tränen gelacht hier auf einer Tour durch's Taubenhaus - toller ungenierter Wahrheitswitz! :D

    Zu diesem Thema: Das überzogene Plakat zum Bewerbungsaufruf ist doch leider kaum zu übertrieben dargestellt und könnte gar mit einem Siegel der Allgemeingültigkeit versehen werden...

    Übrigens: Die "Disney Domina Princess" - sehr sympathisch & auch sonst - tolle Illustrationen!

    ∞Looona Lou

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