Wow. Spitze! Selbstverständlich
liegt das an hochkomplexen Abläufen im präzise ausgeführten Bahnverkehr der
Bundesrepublik. Denken SIE. Woran es wirklich liegt, sieht man dann, wenn man
beim verspäteten Einfahren die Reste der Bahnbegleiterparty begutachtet, an der
vermutlich gerade noch ein ANDERER Kollege teilgenommen hat. Und dadurch dann
LEIDER das Zielgleis versperrt hat.
SEINEN JOB? NEIN! Ein Großteil
der Bahnbegleiter, denen ich bisher begegnet bin, hatten ein ziemlich klares
Bild davon was es bedeutet, „seinen Job zu tun“. Wenn man Informationen
braucht, in einer (von der Bahn verschuldeten) misslichen Lagen Unterstützung
benötigt, oder schlicht und ergreifend am ZIELORT ankommen will, muss man das
mit dem Job nicht so ernst nehmen. Wenn man jedoch keinen FAHRSCHEIN HAT,
mutieren sie plötzlich zu HELDEN DER ARBEIT, deren einzige Lebensgrundlage das
Aufdecken niederträchtiger Schweinehunde ist, die diesen menschenfreundlichen
und gemeinnützigen Verein dreist ausbeuten wollen.
Und genau hier beginnt der Spaß,
denn für was genau bezahlt man eigentlich, wenn man sich einen Fahrschein kauft?
Sind wir so frei, und wagen ein kleines Experiment. Angenommen, Sie wollen von
MÜNCHEN nach DORTMUND reisen. Und am gleichen oder nächsten Tag zurück. Dann
kostet Sie das insgesamt
Und nehmen wir weiterhin an, sie
haben einen Nettoverdienst von 1300 Euro. Dann würde Sie diese Reise 21,8%
ihres monatlichen Verdienstes kosten. Wir sprechen hier wohlgemerkt von der
ZWEITEN Klasse, die kurz erläutert werden sollte. Die ZWEITE KLASSE bietet dem
durchschnittlichen Fahrgast eine Vielzahl an ansprechenden Attraktionen, die
eine ansonsten gähnend-langweilige Zugfahrt absolut abwechslungsreich und
spannend gestalten. Zahlreiche Animateure warten zum Beispiel, bis der Zug
anfährt, SIE nicht mehr fliehen können, und packen dann ihr ABARTIG DICK
GESTRICHENES LEBERWURSTBROT aus, um innerhalb von Sekunden das komplette Abteil
mit überwältigendem Gestank zu fluten. Danach gibt es noch (mittlerweile in der
20. Saison) das beliebte Theaterstück „kreischendes Kind mit überforderter
Mutter“, dicht gefolgt von dem Alleinunterhalter WILLY, der vehement davon
ausgeht, dass Sie auf seinem reservierten Platz sitzen. Und nochmal, zur
Verdeutlichung. Dieser groteske Zirkus für freiwillige Masochisten kostet sie
Angenommen, sie gehen ins Kino
und wollen sich einen Film ihrer Wahl ansehen. Dann würden Sie bestimmt davon
ausgehen, dass alles genau SO läuft, wie Sie es sich wünschen oder wie es im
Programm steht. Setzen wird die Situationen also gleich, um herauszufinden, auf
was genau Sie sich eigentlich einlassen, wenn sie der Bahn GELD in den RACHEN
werfen:
1.) Der
Film, den Sie sehen möchten, fällt heute aus. Sie können sich aber zum gleichen
Preis einen Film ansehen, der BEINAHE SO GUT ist.
2.) Der
Ersatzfilm, den Sie sehen DÜRFEN, hat eine geschätzte Verspätung von etwa 45
Minuten. Währenddessen sitzt der Vorführer (für Sie gut sichtbar) neben der
Leinwand und spielt Nintendo.
3.) Es
werden unfähige, junge Mütter in den Saal gebracht, die ihre Kinder schreien
lassen.
4.) Durch
die Belüftungsanlage strömt der Duft eines Leberwurstbrotes.
5.) Sie
dürfen nicht rauchen, weil das den Duft des Leberwurstbrotes überdecken könnte.
6.) Auf
Grund einer Störung im Betriebsablauf müssen Sie in einen anderen Saal
wechseln.
7.) Dort
werden die Vorgänge 2 bis 6 wiederholt.
8.) Im
dritten Saal gibt es nun eine Verspätung von etwa 80 Minuten, abermals gefolgt
von den Punkten 3 bis 6.
9.) Im
vierten Saal wird dann durchgesagt, dass der Ersatzfilm ebenfalls ausfällt.
10.) Bei der Überführung in den „bereitgestellten“
fünften Saal erhalten Sie die Information, dass der Saal etwas voller sein
könnte, als das gewöhnlich der Fall ist. Das liegt daran, dass auch andere
Anschluß-Zuschauer diesen Saal verwenden müssen.
11.) Da noch auf Zuschauer eines völlig anderen
Kinos gewartet werden muss, verzögert sich der Film nochmals um etwa 4 bis 5
Stunden. Wir bitten um Ihr Verständnis.
12.) Nach etwa 6 Stunden erhalten Sie positive
Nachrichten: In Saal 17 fängt der Film jetzt an, er konnte allerdings nicht
mehr auf SIE als Anschlußzuschauer warten, darum beginnt der mittlerweile
fünfte Ersatzfilm, bei dem es sich um eine Low-Budget-Produktion aus Andorra
handelt, bei der 55. Minute.
13.) Während der 56. Minuten wird wieder für
Leberwurst und Kleinkinder gesorgt.
14.) Während Sie versuchen, aus dem Kunstwerk eines
spanischen Filmstudenten schlau zu werden, kontrollieren Kinomitarbeiter Ihre
Tickets.
15.) Lesen Sie sich nochmal alle Punkte bis hier
durch.
Jetzt folgt die Frage der Fragen,
die Sie sich VOR dem nächsten Fahrkartenkauf unbedingt stellen sollten:
Würden SIE für den beschriebenen
Kinoabend insgesamt 21,8% ihres Nettoverdienstes bezahlen? Nein? Dann sollten
Sie eventuell darüber nachdenken, auf den FERNBUS oder ein umweltfreundliches
Auto umzusteigen. TA-HA! „Umsteigen“.
Man könnte auch Rabattkarten
einführen, wie die BahnCard. Nur in diesem Fall eben die KinoCard. Mit der KC25
bekommen Sie ein eigenes Wurstbrot während der Vorstellung, aber NUR manchmal.
Mit der KC50 bekomme Sie ein GARANTIERTES Wurstbrot, es könnte aber
verschimmelt sein. Allerdings verblassen diese Witzfiguren gegen den KÖNIG der
Rabattkarten. Mit der KC100 können Sie ALL DIESEN MIST ständig erleben, so oft
Sie wollen, als Flatrate. Und das alles zum Vorzugspreis von 218% ihres
Nettoverdienstes. Das macht SPAß und ist FAIR. Man kann mit der KC100 übrigens
auch PUNKTE sammeln. In die Kinos werden nämlich manchmal Tauben geschleust,
die dann einzelnen Besuchern auf den Kopf stuhlen. Wer insgesamt 100
Kopf-Stuhlungen vorweisen kann, bekommt ein GARANTIERT frisches Leberwurstbrot.
Stempel muss man dabei nicht vorweisen, die Leberwurst-Verantwortlichen zählen
einfach die jeweiligen Einschusslöcher in den Frisuren der Zuschauer,
selbstverständlich bestehend aus
!!! TAUBENKOT !!! (100%
pünktlich, 100% rein)
P.S.: Wie - zum Teufel - soll ein Rentner über 85 innerhalb von einer Minute umsteigen? Und dann kriegen sie beim Warten auf den nächsten Zug nichtmal ein Wurstbrot. Schweinewelt!
Leberwurst ist nicht köstlich. Und ich glaube hier riecht es schon aus meinen Laptoplautsprechern heraus. Ich muss weg, umsteigen, ohne Taubenkot, aber ganz schnell. Oder sollte ich doch mal die Punkte 1-15 durchlesen?
AntwortenLöschendieser Schreibstil bringt selbst mich zum alleinigen vor-dem-Laptop-Lachen! Super!
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